Der Floh...klein aber ohooo

 

Auch wenn viele Tierbesitzer so spät im Jahr nicht darauf vorbereitet waren, es ist wieder einmal so weit: die Flohplage hat uns erreicht. Es juckt und kratzt an allen Ecken und Enden, ob Hund, Katze oder Besitzer, ungefähr jeder zweite, der momentan in unsere Praxis kommt, hat ein Flohproblem. Und obwohl Flöhe die häufigsten Parasiten bei Hund und Katze sind, weiß kaum einer genau Bescheid über die kleinen Plagegeister. Und damit unsere Kunden schlauer werden als alle anderen, gibt es nun eine kleine Flohkunde direkt aus der Tierarztpraxis:

Alles fängt mit dem Befall des Haustieres durch den Floh an. Flöhe lauern überall: auf der Wiese, in Wohnungen, in Schuppen, zwischen Holzstapeln, in der Kleidung der Besitzer oder natürlich auch direkt auf einem anderen Tier. Springt ein Floh auf seinen neuen Wirt, fängt er innerhalb von Sekunden mit der Blutaufnahme an. Diese dauert etwa 20-120 Minuten. 1-2 Tage nach der ersten Blutmahlzeit legen weibliche Flöhe die ersten Eier auf ihrem Wirt ab. Pro Tag legt ein Flohweibchen etwa 50 Eier, innerhalb eines Flohlebens potenziert sich dies auf bis zu 3000 Eier pro Floh. Diese Eier werden nun durch das befallene Tier in dessen Umgebung verteilt. Sie fallen auf den Schlafplatz, auf Autositze, beim Gassi gehen auf die Moselwiesen oder in die Wohnung des Nachbarn, wenn dieser mal kurz besucht wird. Sind die Umgebungsbedingungen optimal, also stimmen Temperatur, Luftfeuchtigkeit und Lichtverhältnisse, dann dauert es nur wenige Tage, bis aus dem Ei, über das Stadium der Flohlarve, ein erwachsener Floh heranwächst. Sind die Bedingungen jedoch nicht optimal, ist es also zu kalt, zu trocken oder zu dunkel, dann kann dieser Entwicklungszyklus bis zu einem halben Jahr betragen. Es kann also vorkommen, dass ein Tier durch einen Floh befallen wird, der aus einem vor einem halben Jahr abgelegten Ei entstanden ist!
Daraus erklärt sich wohl auch die unverzichtbare Umgebungsbehandlung bei einem Flohbefall. Denn nur etwa 5% der Flöhe leben auf dem befallenen Tier, 95% der Flöhe machen zeitgleich eine Entwicklung in der Umgebung durch.

Wie erkenne ich Flohbefall? Natürlich an den lebenden Flöhen auf dem Tier oder durch den Flohkot im Fell. Dies sind kleine schwarze Krümelchen, die sich auf einem feuchten Küchentuch rot verfärben, da es sich um verdautes Blut handelt.
Flöhe sind übrigens inzwischen ein ganzjähriges Problem. In unseren geheizten Wohnungen klappt das mit der Flohentwicklung auch im Winter wunderbar!

Was tun bei Flohbefall? Natürlich muss das Tier behandelt werden. Dazu eignen sich vor allem Spot ons oder Tabletten. Inzwischen gibt es eine große Auswahl von Flohmedikamenten. Wo die Unterschiede liegen, erklären wir (oder sicher auch der Tierarzt Ihres Vertrauens) Ihnen gerne in der Praxis, da wir sonst den Rahmen hier sprengen würden. Jedoch möchte ich kurz über eine regionale Besonderheit aufklären: wir beobachten hier eine zunehmende Unempfindlichkeit (Resistenz) der Flöhe gegenüber Fibronil, dem Wirkstoff, der z.B. in Frontline enthalten ist. Oft höre ich hier von Besitzern befallener Tiere: aber wir haben doch schon Frontline drauf gemacht, warum sind die Flöhe nicht tot? Es wird vermutet, daß diese Resistenz auf die Verwendung ähnlich wirkender Mittel in der Landwirtschaft, also hier in den Weinbergen, zu tun hat, da dies vor allem in Obstanbaugebieten beobachtet wird. Diverse Kollegen bestätigten mir bereits diese Beobachtungen.
Die gilt jedoch nicht für Kombinationspräparte, also Fibronil plus eines weiteren Wirkstoffes, wie das FrontlineCombo.
Die Umgebungsbehandlung eines befallenen Haushaltes ist etwas zeitaufwendig, läßt sich jedoch wunderbar mit einem „Frühjahrs“putz verbinden, da es sich um eine wirklich ausführliche Reinigung der Wohnung handelt. Böden müssen gründlich gereinigt werden. Sie sollten geputzt, Teppiche, Polster müssen gesaugt und mit einem geeigneten Umgebungsspray oder einem Dampfreiniger behandelt werden. Nach dem Staubsaugen ist es wichtig, den Beutel gut verschlossen zu entsorgen, da Flöhe wieder aus dem Beutel heraushüpfen können. Kissen und Decken sollten bei mindestens 60°C gewaschen werden. Alternativ können auch diese eingefroren werden. Schläft das Tier im Kleiderschrank, müssen alle(!) Kleider gewaschen oder eingefroren werden.
Warum der ganze Stress? Ganz einfach, Flohstiche jucken nicht nur, sondern können für Ihr Tier ein ernsthaftes Problem werden. Ist Ihr kleiner Liebling z.B. allergisch gegen den Speichel des Flohes, entwickelt es eine sogenannte Flohdermatitis, einem ausgeprägten Juckreiz, der den ganzen Körper betreffen und bis zu selbst zugeführten blutigen Kratzwunden führen kann.
Und was viele nicht wissen: Flöhe übertragen Bandwürmer! Und diese können auch insbesondere für Kleinkinder gefährlich werden. Deshalb ist es wichtig, nach dem Flohbefall das Tier zu entwurmen!
Hält ein Flohbefall lange an, kann das Tier durch den Blutverlust anämisch, also blutarm werden. Ich habe tatsächlich schon Katzen gesehen, die durch einen Flohbefall gestorben sind!

Sie sehen, ein kleines Tier, aber ein großes Thema! Ich hoffe, diese kleine Zusammenfassung hat die wesentlichen Infos verständlich vermittelt. Ausführlich beraten wir Tierärzte Sie natürlich gerne direkt in den Praxen. Dies hier soll nur für einen kleinen Überblick sorgen.
Und nun lassen Sie uns die anderen Tierbesitzer schlauer machen! Das Teilen dieser Info ist ausdrücklich erwünscht!
Auf dass wir den Kampf gegen die Flöhe gewinnen!