Giardien - Ach, ihr habt die auch???

Eigentlich ist es ja schon ein Wunder, daß ich nicht nachts schon von Giardien träume. Fast täglich sind sie Thema in unserer Praxis, kaum ein Welpe, der nicht mit einem Giardienbefall von seinem "Züchter" kommt. Inzwischen geben einige Züchter den neuen Besitzer schon gleich beim Kauf ein Giardientherapeutikum mit, damit eine eventuelle Infektion damit gedeckelt wird. Natürlich wird dem besorgten neuen Herrchen oder Frauchen nicht gesagt, daß der Hund eventuell Giardien haben könnte, nein, das Ganze läuft meist unter dem Deckmantel einer "intensiven Entwurmung".

Bei einem Gespräch mit einer befreundeten Kollegin,

(Bildquelle msd-Tiergesundheit)

die ein Tierheim in einer großen deutschen Stadt betreut, fiel der Satz:" bei uns im Tierheim sitzt kein Tier ohne Giardien." 


Also, was wissen wir jetzt? Giardien sind überall...aber was sind das eigentlich für komische Dinger, die unseren Tieren das Leben so schwer machen? Bei Giardien handelt es sich um Einzeller, die sich im Darm des Wirts ansiedeln und sich dort durch Zweiteilung vermehren. Im Darm heften sich die Giardien an die Schleimhaut an und führen dort zu massiver Schädigung der Darmschleimhaut. Durch Schädigung der Schleimhaut kommt es zu einer Beeinträchtigung der Nahrungsverwertung, die betroffenen Tiere bekommen schleimige, teils blutige Durchfälle (im Wechsel mit ganz normalem Kot) und verlieren an Gewicht. Teilweise erbrechen die befallenen Tiere. Ein Teil der Giardien bilden im Darm infektiöse Zysten, die wiederum bei Ausscheidung mit dem Kot hochinfektiös sind. Andere Tiere und auch Menschen können sich somit durch Schmierinfektionen erneut anstecken und der Kreislauf beginnt von vorne.

Bei erwachsenen Tieren kann eine Infektion jedoch auch symptomlos verlaufen, diese Tiere sind jedoch als Überträger der Giardienzyten gefährlich für andere Tiere.


Nachweisen kann man Giardien durch einen Kottest. Dazu benötigt man idealerweise eine 3-Tage-Sammelkotprobe, da die Giardienzysten nicht kontinuierlich und täglich ausgeschieden werden. Diesen Test können wir hier direkt in der Praxis machen, nach 5 Minuten liegt uns ein sicheres Ergebnis vor.


Die Therapie gestaltet sich in einigen Fällen jedoch nicht ganz einfach, da viele Giardienstämme bereits Resistenzen ausgebildet haben. Welche Medikationen zur Verfügung stehen, bespreche ich gerne ganz individuell mit den betroffenen Tierhaltern.


Ganz wichtig ist es eine Neuinfektion zu verhindern, indem man sicher geht, daß das therapierte Tier nicht mehr mit seinem Kot in Berührung kommt, denn die Giardienzysten sind sehr resistent und überleben teilweise mehrere Monate in der Umgebung. Außerdem sollte ein Kontakt von anderen Tieren mit dem infizierten Kot natürlich vermieden werden. Was genau zu tun ist, bespreche ich gerne ausführlich in der Praxis, da auch hier die individuellen Umstände zu beachten sind.


Die Giardiose ist eine Zoonose, also eine potenzielle Gefahr für den Menschen. Bitte denken Sie daran, falls Sie von wiederkehrenden Durchfällen geplagt werden.


Alles in allem soll diese Information sensibilsieren und aufklären. Eine erkannte Giardieninfektion läßt sich therapieren, erkennt man sie jedoch nicht, kann sie zu lebensbedrohlichen Darmschädigungen führen.